Verlorene Werte?

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Kurzes Plädoyer für haltbare Hardware

Klicke-di-Klack, ja manche stört es tierisch, dieses laute Tastengeräusch, welches man bereits zum Ende des letzten Jahrtausends für endlich überwunden, überholt und Gott sei es gedankt für abgeschafft hielt. Ich hingegen finde das irgendwie schön, auch jetzt während ich diesen Text ins Netz hämmere sorgt neben dem vertrauten Anblick meiner „old-school“ Tastatur nicht zuletzt das Tippgeräusch für liebliche Musik in meinen Ohren.

Da sind wir bereits beim Thema. Als ich vor einigen Tagen den Hardware Test der Razer Black Widow Ultimate auf Gamestar.de las, wurde es mir spontan zum Bedürfnis mich für etwas auszusprechen, das mittlerweile, ich will nicht sagen in Vergessenheit gerät, jedoch zumindest immer mehr ein Nischendasein führt: Haltbare Hardware!

Der Retro Bendix Computer G15 (1956)
Der Retro Bendix Computer G15 (1956)

Ich will nicht sagen, dass dies immer und überall Sinn macht und man unbedingt zu nicht weiter definierten Werten einer computergestützten Informationsgesellschaft zurück sollte, aber ein gewisses Umdenken im Kaufverhalten des Homo Consumens tut Not. Aufgrund einer schamlosen globalen Ausbeutungsindustrie, besonders sei hier die Informationstechnologie genannt, die sich weltweit auf menschenverachtende Art und Weise an seltenen Rohstoffen bedient um daraus im Überfluss Produkte für den Mülleimer zu fertigen, ließen sich schon Werte oder Verhaltensregeln ableiten, die sich gerne in einer Verweigerung aus Gewissensgründen manifestieren dürfen.

Als Vertreter einer Spezies, Release Date 1972, der mit IT aufgewachsen, vom Computer inspiriert, durchtränkt und ja durchaus auch besessen ist, nicht ohne weiteres darauf verzichten kann und will,  freiwillig alle Kollateralschäden die er mit seinem Konsum erzeugt billigend auf sein Karma nimmt, suche ich doch stets nach Abmilderung.

Kind spielt am Amiga (80'er)
Kind spielt am Amiga (80'er)

Soweit wollte ich gar nicht ausholen, lässt sich aber angesichts des unvermeidlichen Blickes aufs Ganze nicht vermeiden. Zu Recht! Dennoch wollte ich lediglich einen Beitrag über Tastaturen bringen, was ich nun in aller Kürze auch tun werde. 😉

Falls es so etwas wie einen Wert in einer der schnelllebigsten Bereiche unseres Lebens gibt, dann ist es neben virtueller Sozialisierung und legendären Videogames sicherlich noch am ehesten die Hardware. Ohne ausufernde Betrachtungen des Gesamtspektrums möchte ich mich gezielt auf eine handvoll Geräte beschränken. Dies soll weder eine Review, noch Kaufempfehlung sein, vielmehr darf mein Beitrag als leidenschaftlicher Ausdruck einer Auffassung, wenn nicht sogar Überzeugung verstanden werden.

Die mechanische Tastatur

Im Handel, Fachpresse und Blog Reviews nicht selten als Nischenprodukt, maßlos überteuertes Spielzeug für Profis und Enthusiasten, rückwärtsgewandt allen Trends trotzend, als ausstattungsloses und sinnfreies Zeug bezeichneten Geräte unterscheiden sich im Auge des geneigten Users in einem entscheidenden Punkt vom Rest der Machinery, sie haben Seele. Sie stehen noch für etwas, verkörpern Vertrautes, spiegeln Liebgewonnenes. Sie bedienen ein Bedürfnis inmitten allen High-Techs, moderner Software, atemberaubender Prozessorleistungen und nahezu lebensechter Grafikdarstellungen einen gewohnteren, direkteren wenn nicht sogar altmodischeren und somit irgendwie auch romantischen Zugang zu schaffen. Hier wäre beispielsweise Steampunk mit seiner dystopischen und kontrafaktischen Philosophie zu nennen.

Computer-Keyboard Eigenbau im Steampunk Stil
Computer-Keyboard Eigenbau im Steampunk Stil

Nun zum ersten Kandidaten, das Keyboard Model S Professional, ein äußerst robuster und spartanischer Vertreter seiner Zunft. Kein Zubehör, dafür USB 2.0 Ports mit Stromanschluss und extra langem Kabel (129,- EUR).

Keyboard Model S Professional
Keyboard Model S Professional

Nummer zwei, Steelseries 7G Pro Gaming mit riesiger Handauflage, natürlich entfernbar, viel zu hellen LEDs, Headset-Anschluss, keine Höhenverstellung (125,- EUR).

Steelseries 7G Pro Gaming
Steelseries 7G Pro Gaming

Zum Dritten die Raptor Gaming K1, kompaktestes Tastenbrett unter den Kontrahenten, austauschbare und blockierbare Tasten, mechanische Goldkontakte unter allen Tasten, jedes einzeln rausgeführt, schnellste Übertragung, sogut wie kein Zubehör und ich darf sie bereits seit einigen Jahren mein Eigen nennen (ca. 60,- EUR)

RAPTOR GAMING K1
RAPTOR GAMING K1

Last but not least der neueste Ableger Razer Black Widow Ultimate, den es auch ohne Tastenbeschriftung für die ganz Harten gibt. Sie entspricht als Einzige moderneren Gameransprüchen, beleuchtetes Tastenfeld, eigene Software, Makros, kann jedoch aufgrund der Beschränkung auf USB keine beliebig vielen Tastenbetätigungen gleichzeitig mehr ausführen (139,- EUR).

Razer Black Widow Ultimate
Razer Black Widow Ultimate

Dieses Feature ist auch bei allen anderen mechanischen Tastaturen lediglich beim Anschluss am guten alten PS/2 Port zu 100% gewährleistet!

Näheres zu den Tastaturen im Detail erfährt man natürlich über die verlinkten Reviews oder Kaufempfehlungen, da ich hiermit lediglich mal auf einen Randbereich aufmerksam machen wollte.

Abschliessend wäre nur zu sagen, es ist sicherlich kein Weltuntergang sein Verhalten zu überdenken und ethischeren Grundsätzen als bisher zu folgen. Zumindest lohnt es sich darüber nachzudenken.

Telex Rechner (70'er)
Telex Rechner (70'er)

PS: Mein Commodore C64 liegt immer noch schön verpackt im Keller und ich bin mir ziemlich sicher, er funktioniert noch wie am ersten Tag. 😉

Labrador Nelson für N E T Z P U N K – 06.03.2011