Bahrain und der blutige Grand Prix
Man solle Sport nicht mit Politik mischen, meint Ecclestone. Diese Auffassung ist nicht nur bereits seit den Olympischen Spielen 1936 ad absurdum geführt, sie ist auch kaum an Ignoranz und Zynismus zu überbieten. Ja nee, is klar, man will auf die Öcken nicht verzichten, nur sollte man das dann auch sagen und nicht mit auf pseudonaiv gebürsteten Vergleichen mit anderen Ländern und Krisenherden um den heissen Brei herumtänzeln und erfolglos versuchen, die Diskussion im Keim zu ersticken. Bahrain ist nun mal ein menschenverachtendes, diktatorisches Regime, welches im Windschatten Saudi-Arabiens gerade in den letzten Jahren verstärkt versucht, sowohl die politische Opposition als auch alle sonstigen kritischen Stimmen im Land in Blut zu ersticken.
Mit deutschen Waffen, Panzern und Lizenzen geht das sogar noch doppelt gut. Die aktuellen verurteilungswürdigen Panzerlieferungen der deutschen Regierung an Saudi-Arabien und die dortige Aufbauhilfe für eine Waffenfabrik sowie die Erteilung einer „Heckler&Koch-Fertigungslizenz“ unterstützen direkt das harte Vorgehen der Herrscherfamilie gegen das eigene Volk im kleinen Nachbarland des großen Saudischen Wüstenstaates, welcher auf Anfrage nach Kriegsgerät und Waffenpersonal nur zu gern „Amtshilfe“ leistet. Die fadenscheinige und realitätsfremde Begründung ist wie immer die angebliche Stabilisierung der Region. Diese Heuchelei scheint jedoch so dermaßen durchsichtig, dass die Merkel-Regierung sich weiterhin nicht traut, vor dem eigenen Parlament Stellung zum Geheimdeal zu beziehen.
Unsäglich ist auch die „Kritik“ aus dem Formel1-Zirkus. Wenn sich überhaupt jemand traut, ein Wort darüber zu verlieren, dann geht es beinahe ausschliesslich um die Sicherheit der Teams und deren Angehörigen. Nicht dass das verwerflich wäre, es ist die Reduzierung, und mit Blick auf das entrechtete bahrainische Volk – unanständig.
Wenn wir schon bei unanständig sind. Helmut Schmidt rügte heute in Hamburg die Position der Bundesregierung zu den enthemmten Waffenlieferungen und kritisierte den Deal mit den Saudis und Israel. Aus dem Formel1 Dunstkreis war bisher nur eine anonyme Stimme zu hören, die einen störungsfreien Ablauf des Grand Prix nur bei gleichzeitiger militärischer Abriegelung gewährleistet sieht. Und das wäre laut Angaben selbst für hartgesottene Rennsportenthusiasten inakzeptabel. So die Hoffnung. Die Scheichs von Bahrain werden auf die Millionen von Dollar kaum verzichten wollen, die durch das Rennspektakel in ihre Monarchie gespült wird. Was wird geschehen? Ruhe vor dem Sturm. Morgen gehts los! Die Menschen in Bahrain werden auf die Straße gehen, die Opposition wird sich nicht mundtot machen lassen. Sie wollen stören, demonstrieren und sich Gehör verschaffen: „Ihr fahrt auf dem Blut der Märtyrer!“ Na dann viel Glück auf der Poleposition, Herr Vettel!
Labrador Nelson für N E T Z P U N K – 21.04.2012
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